Dampfpflügen mit Lokomobil

Here is one of the two traction engines
that were used for steam ploughing by Denmark's first sugar mill,
'Lolland', in the beet fields by Højbygård and Nøbbøllegård
farms.
1872 erschien in der Zeitung Lollands-Posten folgende
Beschreibung:
"Maribo, den 22. Oktober Die Bewohner am westlichen Rande
der Stadt wurden gestern Mittag vom Anblick zweier Lokomotiven
überrascht, die aus Richtung Bandholm dampfend über die Landstraße
fuhren. Bei der Ankunft stellte sich heraus, dass es sich um
Dampfpflüge handelte, die die Zuckerrübenfabrik Lolland vor
längerer Zeit in England bestellt hatte."
Das eine dieser Dampfpflug-Lokomobile befindet sich heute im
Freilichtmuseum in Maribo. Die Einzylinder-Dampfmaschine mit 14 PS
(nhp) wurde vom Landmaschinenhersteller John Fowler & Co. im
englischen Leeds gebaut. Sie war Teil eines Dampfpflug-Satzes, das
aus zwei selbstfahrenden Lokomobilen bestand. Die beiden Maschinen
fuhren auf jeweils einer Seite des Feldes und zogen den Pflug
zwischen sich hin und her (siehe nachstehende Zeichnung). Unter
jedem Lokomobil befand sich eine Seilwinde mit einem aufgerollten
Seil. Die Zugrichtung wechselte je nachdem, welche Seilwinde
angekoppelt war. Dieses System wurde 1854-64 von John Fowler
entwickelt.

Das Dampfpflug-Lokomobil um 1910

Dampfpflügen mit John Fowlers doppeltem
Lokomobilsystem. © C. & P. Design. Ldt.
Das Lokomobil war die dritte Dampfpflugmaschine auf Lolland und
wurde von Erhard Frederiksen, einem Pionier in Sachen
Zuckerrübenanbau, erworben. 1872 gründete er in Holeby gemeinsam
mit seinem Bruder Johan Ditlev die erste Zuckerfabrik Dänemarks mit
dem Namen "Lolland". Die Brüder wagten es nicht, sich darauf zu
verlassen, dass die umliegenden Bauern ausreichend Zuckerrüben
liefern würden. Daher pachteten sie die beiden lolländischen Höfe
Højbygård und Nøbøllegård, die in der Nähe der Fabrik lagen, und
legten große Zuckerrübenfelder an. Die Lokomobile von John Fowler
& Co. waren jeweils zwischen 500 und 1.000 Stunden pro Jahr auf
den beiden Höfen im Einsatz.
1929 hatte die das Lokomobil ausgedient und wurde dem Museum
überlassen. Der Zwilling der Maschine war bereits 1925 ausgemustert
und verschrottet worden.
Frühe Mechanisierungsversuche in der Landwirtschaft auf
Lolland
Die Idee von der Ausnutzung der Dampfkraft in der Landwirtschaft
entstand in England, und bereits Ende des 18. Jahrhunderts begannen
die ersten Experimente. Sie führten Ende des 19. Jahrhunderts zur
Entwicklung des Dampfpflugs, der aus internationaler Perspektive
einer der frühesten Versuche war, die Landwirtschaft zu
mechanisieren. In Dänemark war Lolland der einzige Ort, an dem man
die neue Methode ausprobierte. Dampfpflügen und Grubben - eine
Bearbeitungsform, bei der im Gegensatz zum Tiefpflügen der Boden
nicht gewendet, sondern nur gelockert wird - waren effektive und
Arbeit sparende Methoden zur Bearbeitung des schweren Lehmbodens
auf der Insel, die dem Anbau von u. a. Zuckerrüber vorausging. Als
Zugkraft konnte sich die Dampfkraft allerdings nicht durchsetzen.
Die Brüder Frederiksen, die 1872 die Zuckerfabrik "Lolland"
gegründet hatten, waren die einzigen, denen dies gelang, und das
bis ins 20. Jahrhundert.
Drei Voraussetzungen mussten erfüllt sein, damit sich der
Einsatz von Dampfpflügen in der Landwirtschaft lohnte: Große
Ackerflächen mit den gleichen Feldfrüchten waren die erste, doch
Ende des 19. Jahrhunderts waren die meisten Höfe zu klein und zu
unspezialisiert. Die zweite Voraussetzung waren spezialisierte
Arbeitskräfte. Als Heizer auf einem Lokomobil musste man sowohl von
Maschinen als auch von der Landwirtschaft etwas verstehen. Ende des
19. Jahrhunderts waren die Arbeitskräfte in der Landwirtschaft noch
immer zahlenmäßig stark und ohne Ausbildung. Die dritte
Voraussetzung war die Lösung diverser technischer Probleme. Bei den
Brüdern Frederiksen lohnte es sich, diese Probleme zu lösen, doch
für kleinere Betriebe waren sie nur ein weiterer Grund, auf die
Mechanisierung zu verzichten.
All dies trug dazu bei, dass der Dampfpflug praktisch keine
Rolle in der dänischen Landwirtschaft spielte. Die Zeit war einfach
noch nicht reif dafür. Als in der ersten Hälfte des 20.
Jahrhunderts der Bedarf an mechanischer Zugkraft wuchs, war die
Dampfkraft bereits veraltet und vom Verbrennungsmotor verdrängt
worden.